Die Geschichte der Kirche St. Petrus und Paulus
Ausschnitte einer Facharbeit im Fach Kunst
Autorin und Handskizzen: Claudia Eisner / Johannes Gutenberg Gymnasium Waldkirchen / 1989
Die Kirche im Wald
Die Sage
Der Sage nach verdankt Waldkirchen seine Gründung einem Ritter, der vom Weg abgekommen war und sich im dichtbewaldeten Bayerischen Wald verirrt hatte. Um wieder auf den richtigen Weg zurückzufinden, versprach er in seiner Not, eine kleine Kapelle zu errichten, falls er gerettet werde. Und tatsächlich führte ihn sodann der Klang einer Glocke auf den richtigen Weg. Der Ritter löste sein Versprechen ein und erbaute die Kirche im Wald, die letztendlich Waldkirchen seinen Namen gab.
Geschichte der "Kirche im Wald"
Vermutungen über eine Holzkirche
Die erste schriftliche Erwähnung Waldkirchens stammt aus dem Jahr 1204. In diesem Jahr wird in einer Reiserechnung Bischofs Wolfger von Erla ein Pfarrer aus Waldkirchen erwähnt.
Wahrscheinlich ist daher, daß die Entstehung Waldkirchens im 11./12. Jahrhundert beginnt. In diese Zeit fällt auch die mögliche Existenz einer Holzkirche. Da man aber keine Angaben über deren Erbau, Größe, oder dergleichen besitzt, handelt es sich lediglich um Vermutungen. Den einzigen Hinweis auf das Bestehen einer solchen Kirche gibt uns die Anweisung Bischof Altmanns (1065 -1091), in der es heißt, daß etwaige Kirchenneubauten in seinem Sprengel nicht wie bisher aus Holz, sondern aus Stein gefertigt werden sollten.
Schon dieses hölzerne Gotteshaus soll den Aposteln Peter und Paul geweiht gewesen sein. Der Standort dieser Kirche wird auf dem heutigen Büchl, inmitten des damaligen Friedhofs vor dem Dorfplatz vermutet. Wann und warum dieser Holzbau durch einen Steinbau ersetzt wurde, ist nicht bekannt.
Das romanische Gotteshaus
Daß Waldkirchen ein romanisches Gotteshaus besessen hat, wird durch den Fund eines Bogenstückes und der vereinfachten Darstellung in einem granitenen Ortswappen von 1465 bewiesen.
Das Bogenstück, das am 12. Juni 1980 unter der heutigen Sakristei gefunden wurde, gehörte wahrscheinlich zu der südlichen Seitenapsis einer romanischen Kirche. Die Skizze zeigt, daß der Bogen rechts an die Sakristeimauer anstößt und 1,93m lang war. Die Mauerstärke des Bogens beträgt ca. 65cm und der Abstand der zweiten Sakristeimauer zur äußeren Bogenrundung beträgt 1,90m. Berechnungen zufolge war die Chornische 3,56 m breit und das romanische Bauwerk - obwohl dreischiffig - nicht übermäßig groß. Dies ergibt sich aus den Abmessungen des Fundstücks. Es wird vermutet, daß bei weiter ausgedehnten Ausgrabungen, weitere Teile der Kirche freigelegt werden könnten, die möglicherweise verschüttet wurden, als man das Gelände für einen der nachfolgenden Bauten aufschüttete.
Die Herkunft des Baumaterials ist genauso unbekannt, wie der Baumeister dieser Kirche. Höchstwahrscheinlich wurden alle diese Informationen bei einem der Marktbrände, die Waldkirchen
heimsuchten und auch die Kirche zerstörten, vernichtet.
Eines der ältesten erhaltenen Ortswappen von Waldkirchen befindet sich heute noch am Haus des Uhrmachers Riedl am unteren Marktplatz. Das Wappen zeigt einen Baum und eine romanische Kirche.
Für die Inschrift im Wappen gibt es zwei Deutungen. Auguste Unertl schreibt in ihrer „Chronik von Waldkirchen“ (1902 erschienen):
„Waldkirchen Sankt Peters Freimarkt“ und nimmt folglich an, daß Waldkirchen das Wappen 1637 verliehen worden sei. Dafür gibt es jedoch keinerlei Beweise. Wahrscheinlicher ist da schon folgende Deutung, die in den
Büchern über Waldkirchen der letzten Zeit gegeben wird: „Waldkirchen Sigmund Peckh fürstbischöflicher Marktrichter“. Sigmund Peckh war auch im Jahr 1637 Marktrichter in Waldkirchen, was urkundlich festgehalten ist.
Die spätgotische Kirche
Dieses Gotteshaus wurde wahrscheinlich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts, vielleicht sogar nach dem Marktbrand von 1492 gebaut. Wie aus alten Plänen hervorgeht, handelte es sich um eine dreischiffige Staffelhalle mit vier Jochen im spätgotischen Stil. Dieser Bau war 37 m lang, 29 m breit und hatte eine Firsthöhe von 18 m. Der 46 m hohe Turm, der eine Grundfläche von 6 m x 6,5 m und eine Mauerdicke von 1,8 m
hatte, stammte vermutlich noch von der vorhergehenden romanischen Kirche.
Die Kirche selbst war einfach ausgestattet und wies keine besonderen Verzierungen auf. Es ist bekannt, daß neben den drei Altären in der Kirche, noch weitere zwei in der Frischeckkapelle waren. Der Hochaltar bestand aus einem hölzernen Tabernakel, über dem die Übergabe der Schlüssel von Jesus an Petrus dargestellt war. Daneben befanden sich keine weiteren Bilder oder Statuen im Altarraum. Die Seitenaltäre, die wie die in der Marienkapelle aus weißgekalkten Ziegelsteinen waren, wurden durch Bilder und Statuen geschmückt. Die vier Beichtstühle waren genau wie die Kirchenbänke aus weichem Holz (man vermutet Fichte) in einer einfachen Machart gearbeitet. Die hölzerne Kanzel, die durch die Sakristei erreicht wurde, war gleich der ganzen Kirche,
weiß gestrichen. In einer mit Eisengittern versehenen Nische, war der Taufstein untergebracht, in dessen kup-
fernen Becken das Taufwasser aufbewahrt wurde. Das Gesicht der Kirche bestimmten zwei Pfeilerpaare. An den beiden Vorderen waren die Heiligenfiguren des Hl. Sebastian und des Hl. Florian, an den beiden hinteren Pfeilern die des Hl. Cyriakus und des Hl. Jakobs angebracht. Auffallend war außerdem das Kruzifix am oberen Ende des Kirchengewölbes vor dem Presbyterium.
Unter den Marktbränden von 1573, 1683 und 1782 hat die Kirche schwer gelitten. So beschreibt 1825 Pfarrer Maximilian Riedl den äußeren Zustand als sehr schlecht. Die Südseite der Kirche stand zu dieser Zeit sechs Schuhe tief unter der Erde und außerdem mußte die Westseite der Kirche schon 1818 abgetäfelt werden, um sie vor Wind und Wetter zu schützen. Der Turm mit den guterhaltenen Glocken von 1784, mußte bereits seit 1782 durch eiserne Schleudern zusammengehalten werden. Im Gegensatz zu der neuen Kuppel von 1823,
war die Kirchenuhr in so einem schlechten Zustand, daß man einer Neuen bedurfte. Hohe Kosten verursachte ebenfalls das, mit Schindeln gedeckte Dach, da es undicht war und somit oft repariert werden mußte. Obwohl die Mauern, so Pfarrer Riedl, fest und dauerhaft waren, brachte es die Tatsahe, daß sie auf der Südseite sechs Schuhe tief unter der Erde war mit sich, daß es in der Kirche feucht und dämmicht war. Dies führte dazu, daß sich unter anderem die weiße Farbe am Tabernakel des Hochaltars und an den Beichtstühlen ablöste.
Außerdem wurden die wertvolleren Meßkleider zum Schutz vor der Feuchtigkeit außerhalb der Sakristei aufbewahrt. Das schlechte Gesamtbild wurde noch durch den Anbau einer Seitenkapelle verstärkt, die die Kirche nicht nur vergrößerte, sondern auch verdunkelte, da die Fenster nicht ausreichend groß waren. Ein weiterer störender Aspekt war, daß durch die Pfeiler in der Kirche und den Kapellenanbau die Akustik so verschlechtert wurde, daß man den Prediger nur schwer verstehen konnte. Dazu kommt ferner, daß die Kirche zu klein für die wachsende Zahl der Gläubigen wurde. Die natürliche Folge war, daß die Pfarrgemeinde einen Um- bzw. Neubau des Gotteshauses anstrebte.
Die Kopie zeig den Grundriß der spätgotischen Kirche
Der Abriß der alten Kirche war sehr umstritten. In einem Gedicht wird die Kirche als beseeltes Wesen dargestellt, das vor seinem Tod auf sein ereignisreiches Leben zurückschaut. Der Verfasser ist unbekannt.
„Klage des Kirchturmes zu Waldkirchen beim Abbrechen im
Dezember 1856“
Zum Lobe Gottes stand ich da
Jahrhunderte in Ehren.
Mein glorreich Kreuz zum Himmel sah,
Wollt´sursum corda lehren.
Hab´treu erfüllet meine Pflicht,
Nichts beugte mein Vertrauen.
In Wetterstürmen wankt´ich nicht
Ihr konntet auf mich bauen.
Gar oftmals bot ich meine Stirn
Orkanen, Flammen, Blitzen,
Dem Schauer, Wolkenbrüchen hin,
Um treu Euch zu beschützen.
Ich blickte über Berg und Tal
Weit ringsum in die Runde;
Und wo Gefahr für euch nur war,
Ich bracht die erste Kunde.
Ergriffet ihr den Wanderstab,
Ich gab´euch das Geleite;
Von Ferne schon begrüßt´ich euch
Ging´s heimwärts von der Weite.
Ich lud zum Dienste Gottes ein
Mit Läuten hoher Freude;
Ihr folgtet mir, wie Schäfelein
Dem Hirten auf der Weide.
Ich trauerte im dumpfsten Klang,
So oft im Leichenzuge
Die Toten ihr mit Grabgesang Versenktet in die Grube.
Ich sah an mir vorübergehn
Geschlechter, Zeiten, Sitten,
Ich habe Großes schon gesehn,
Und Herbes schon erlitten.
Von Krieg und Pest und Hungersnot
Von Flammen und von Wellen,
Von Sengen, Brennen, Blut und Tod
Könnt´ich euch viel erzählen.
So bin ich alt und unberührt
In Ehren grau geworden,
Und hätte wahrlich mir gebührt
Civil-Verdienstes-Orden.
Doch was geschieht! O Schmerz für mich,
Ich kann es nicht verbergen,
Zum Dank dafür nun werde ich
Durch Henkershände sterben.
O hartes Los, beweinenswert
Ist wirklich mein Geschicke,
Ich sehe keine Hilfe mehr
Wohin ich immer blicke.
Ich bitte, seufze noch so viel,
Man schenkt mir kein Erbarmen;
Mit Schadenfreud und Possenspiel
Zerstückelt man mich Armen.
Vergangenheit ist bald mein Teil
Für alle meine Treue;
Ihr sucht in einem Neuen Heil,
Das es euch nicht gereue.
So lebt denn wohl, lebt ewig wohl,
Da wir uns nie mehr sehen, Mög Jenem, der mir folgen soll,
Es nicht wie mir ergehen.
Der neugotische Bau der Kirche
Der Bau eines neuen Kirchenhauses war auf Grund des schlechten baulichen Zustandes der spätgotischen Kirche notwendig geworden und schon 1843 erhielt man dafür die Genehmigung. Als 1851 feststand, eine neue Kirche zu erbauen, entschied man sich gegen den Bau einer neuromanischen und für die Errichtung einer neugotischen Kirche. Nach den Bauzeichnungen des Architekten Harrer aus Passau, begannen erst 1856 die Arbeiten unter der Leitung des Baumeisters Andreas Schwarzenberger. So wurde der Friedhof, der bisher bei der Kirche war, außerhalb der Ringmauer verlegt und das spätgotische Gotteshaus abgerissen. An den alten
Friedhof erinnert nur noch ein kleiner Bildstock bei der Ölbergkapelle.
Damit jedoch der vorhandene Platz für den größeren Neubau ausreichte, mußte die Längsachse der Kirche um etwa 45° gedreht werden. Die Folge war, daß die Apsis jetzt annähernd in Richtung Osten zeigte und nicht mehr nach Nordosten. Als der Bau 1861 fertiggestellt war, erfolgte am 28. August die Einweihung. Doch schon am 20. September 1862 brannte die Kirche mit dem Markt nieder. Die folgenden Reparaturen sollten 27.804 Gulden 26 Kreuzer kosten und teilten sich wie folgt auf:
Davon wurden 23.720 Gulden von der Brandversicherung, 1.500 Gulden vom Hilfskomittee und der restliche Betrag von Spenden getragen. 1865 war das dreischiffige Gotteshaus, mit den zwei hochemporstrebenden Säulenreihen, dem tiefen Presbyterium und dem Spitzturm wiederhergestellt.
Die folgenden zwei Pläne verdeutlichen die Lage der spätgotischen und der neugotischen Kirche. Die Drehung um ca. 45° ist dabei deutlich sichtbar.
Der Aufbau nach dem 2. Weltkrieg
Nachdem eine Bombe den Markt Waldkirchen und auch die Kirche 1945 kurz vor Kriegsende in Schutt und Asche gelegt hatte, begann der Wiederaufbau der Kirche, die bis auf die Grundmauern zerstört war. Das erste Ziel der Arbeiter, die sich unter der Leitung der Pfarrer Otto Kaufmann, Franz Xaver Stockinger und Matthäus Pichler zusammenschlossen, war es, das verbliebene Mauerwerk unter ein Dach zu bringen, um es ohne
zusätzliche Schäden über den Winter zu bringen. Dies bedeutete, daß ein 18 m hohes Gerüst angeschafft werden mußte.
Nachdem der Aufbau äußerlich vollendet war, präsentierte sich die Kirche 65 m lang, 34 m breit und mit einer Turmhöhe von 67 m. Im Innern wurde das Bruchsteinmauerwerk, das den Brand überstanden hatte, neu verputzt, da der alte Putz abplatzte. Diese Arbeit wurde so verrichtet, daß die Steine durch den Putz zu spüren waren. Außerdem wurden zwei Sandarten aus der Umgebung Waldkirchens benutzt, die die zwei
Grundfarben bestimmten. Für die tragenden Elemente wurde der graue Granitsplit und für die Mauerwerksflächen der gelbe Sand aus Deching benützt. Um die, durch den Brand entstandenen Schäden an den Pfeilern zu beheben, wurden diese mit Beton ausgeputzt und erhielten somit ihre ursprüngliche Form wieder. Zur Decke hin wird die Mauer durch ein Ornament abgegrenzt. Die Decke, früher eine glatte
Bretterdecke mit Fugendeckleisten, wurde nicht aufgehängt, sondern ist ein Teil des Dachstuhls. Bei der Deckenkon- struktion ergab sich jedoch ein Problem, denn die Mauern waren nach außen gewölbt und die Pfeilerabstände nicht gleichmäßig. Das führte dazu, daß die Decke nicht gleichmäßig gearbeitet werden konnte. Eine zusätzliche Neuerung des Wiederaufbaus waren die zwei neuen, bunten Glasfenster im Presbyterium. Zwischen diesen beiden Fenstern bekam der Hochaltar seinen Platz. Auffallend daran ist das Gesprenge mit der Muttergottes mit Kind, zu deren Seite zwei Engel knien.
Das Presbyterium wurde durch ein Speisgitter zum Volk hin abgegrenzt. Darüber hängt über dem Bogen der Gnadenstuhl, mit Gott-Vater, der das Kreuz mit Jesus in seinen Händen hält; unter dem Kreuz befindet sich der Heilige Geist in Form einer Taube, die auf die Gläubigen herabkommt. Die Heilige Dreifaltigkeit wird von zwei Engeln begleitet. Der hölzerne Gnadenstuhl von Hans Grießmeyer, ist 7 m breit und 6 m hoch.
Die Kanzel, die ebenfalls von Grießmeyer stammt, wurde am zweiten vorderen Pfeiler der linken Seite befestigt. Sie besteht aus einem Granitsockel und einer Holzbrüstung, an deren oberen Ende die Symbole der vier Evangelisten angebracht sind. Außerdem wurden folgende Worte in das Holz geschnitzt:
"Rufe aus voller Kehle, halte nicht zurück! Der Posaune gleich
erhebe deinen Ruf, künde meinem Volke seine Vergehen." JS 58, 1
"Gehet darum hin und macht alle Völker zu Jünger, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Mt. 28, 19
"Künde das Wort, sei zur Stelle, ob gelegen, ob ungelegen, widerlege, tadle, ermahne mit Langmut und Belehrung." 2. Tim 4, 2
Die linke Seitenkapelle wurde zur Taufkapelle, die durch ein Gitter abgeschlossen werden konnte. Die rechte Kapelle dagegen wurde als Grabkapelle benutzt. Für den Boden wurden beim Wiederaufbau große Natursteinplatten verwendet.
Noch einige Größenangaben der Kirche. Das Hauptschiff besitzt bis zur Decke eine Höhe von 19 m, während die Seitenschiffe nur 11,5 m hoch sind. Das Presbyterium hat ein 14 m hohes Gewölbe, ist 15 m tief und 12 m breit.
Die Renovierung von 1967
Ein Grund für die Kirchenrenovierung von 1967 war die Liturgiereform. Als am 5. Februar in der Kirchenverwal-
tungssitzung die Renovierung beschlossen wurde, stand fest, daß der Altarraum umgestaltet und ein Mittelaltar aufgestellt werden sollte. Diese Umbaumaßnahmen im Presbyterium, nach Plänen von Anton Recknagel, wurden am 3. Juli 1967 von der Firma Johann Liebl begonnen. Im Verlauf dieser Arbeiten wurde unter anderem das Pflaster im Altarraum entfernt, um Kabel- und Heizungsrohre zwischen Haupt- und Nebensakristei zu verlegen. Die Hauptaufgabe bestand jedoch darin, den Altarraum zum Volk hin zu verlängern, eine zusätzliche Granitstufe zum Hochaltar, sowie Granitstufen zum Altarraumanzubringen. Eine wichtige Veränderung brachten auch die Verlegung der Kanzel in den Altarraum und die Entfernung des Speisgitters mit sich. Mit dem Abschluß der Umbauarbeiten im Altarraum, beginnt die Firma Franz Vogl aus Waldkirchen, mit der Verlegung des neuen Pflasters. Die Rohblöcke für den Mittelaltar (Platte: 40 Zentner; Sockel: 35 Zentner), der in Höhe der beiden Seitenaltäre aufgestellt wurde, stammten aus dem Bayerischen Granitwerk Tittling-Höhenberg und wurden von der Firma Fortmann (Waldkirchen/Lindberg) bearbeitet.
Parallel zu den Baumaßnahmen liefen die Malerarbeiten, für die ein spezielles Gerüst angeschafft wurde. Insgesamt wurden von der Firma Johann Traxinger 3.600 m Fläche angestrichen, wobei vor allem die
Wölbung der Apsis Schwierigkeiten bereitete, da hier das Gerüst mehrmals aufgebaut werden mußte. Um den Gesamteindruck der Kirche aufzuhellen, wurden die Mauern weiß getüncht und nicht wie nach dem Wiederaufbau von 1945, gelb. Die letzte Maßnahme im Laufe dieser Renovierung war das Anbringen der neuen Hängelampen von der Firma Schreibmayr aus Passau, Neustift. Darauf erfolgte am 10. Dezember 1967 die Konsekrierung des neuen Mittelaltars durch Bischof Simon Konrad Landersdorfer.
Die Renovierung von 1988
Der Grundgedanke dieser zweiten Kirchenrenovierung war die Kirche als ein Schiff darzustellen, in dem sich alle Menschen beschützt und geborgen fühlen. Daneben waren die mit der Arbeit beauftragten Meister - Leopold Hafner (Künstler und Gesamtleitung), Franz Hafner (Innenarchitekt) und Walter Schwetz (Bauleiter und Architekt) - bemüht, kein Flickwerk, sondern eine Einheit zu schaffen. Im Zuge dieser Arbeiten, die am 17. Februar 1988 begannen, wurde unter anderem das schwarze Pflaster unter den Bänken gegen helles Holz ausgetauscht, wogegen das Pflaster der Gänge erhalten blieb. Um die dunklen Bänke dem hellen Holzboden anzugleichen, wurden sie abgebeizt. Dies führte zu einer Aufhellung des Gesamteindrucks, der durch den helle
ren Anstrich der Beichtstühle verstärkt wird. Im Gegensatz zu der weiß getünchten Mauer erhielten die Pfeiler ein neues Aussehen. Bei den Vorarbeiten zur Renovierung wurde ein Teil des rötlichen Granitsteins freigelegt. Da dies jedoch auf Grund der zu starken Beschädigung durch den letzten Brand nicht überall möglich war, beschloß man das rötliche Gestein mit Farbe zu imitieren und die Form der Steine durch das Nachziehen der Umrißlinien zu betonen. Miteinbezogen in die neue Farbgebung waren auch die Spitzbögen.
Da man 1946 beim Wiederaufbau frisches Holz für die Deckenkonstruktion verwendet hatte, bekam diese Risse und mußte ganz erneuert werden. So entstand eine Kassettendecke im Rautenmuster, die den neuen Kirchenhimmel darstellen sollte. Da die Kassetten handgefertigt wurden, erhöhten sich die Kosten. Das dafür verwendete Fichtenholz trägt ebenfalls zu dem freundlichen Bild der Kirche bei.
Die alten, undichten Fenster wurden durch neue ersetzt. In der Ausarbeitung der Fenster bricht wieder der Grundgedanke durch. Die Kirche als ein Schiff, das alles zusammen hält - wie ein Netz. Und eben dieses Netz wird durch die Unterteilung in viele Einzelstücke, die mit Blei verbunden sind, dargestellt. Eine weitere Neuerung war auch, daß am unteren Rand von jedem der Fenster der Name eines Apostels geschrieben wurde. Doch nicht nur auf das Künstlerische wurde geachtet. Um zu gewährleisten, daß die Fenster dicht sind, wurden die neuen Fenster zwischen zwei Isolierglasscheiben gesetzt.
Der Altarraum wurde am stärksten durch die Umarbeitung des Mittelaltars, sowie der Aufstellung eines neuen Ambos, geprägt. Der granitene Mittelaltar erhielt bei der Renovierung ein neues Gewand: er wurde mit Bronze umkleidet, so daß nur noch die Altarplatte an den ehemaligen Altar erinnerte. Die Form des neuen Ambos wurde an die, des umgestalteten Volksaltars angepaßt. Neben dem Mittelaltar erhielt auch der Hochaltar ein neues Gesicht. So wurde der Tabernakel grundlegend renoviert, um die Schäden, die im Laufe der Zeit entstanden waren, zu beheben. Außerdem erhielt der Hochaltar ein neues Gesprenge, das dem neuen Aussehen der Kirche angeglichen war. Unverändert blieben jedoch die Bilder an den Außenflügeln des Hochaltars, von Josef Fruth (Fürsteneck).
Mittelaltar und Ambo in der Pfarrkirche zu Waldkirchen. Im Laufe der Kirchenrenovierung kam es auch zu räumlichen Umstellungen. Der Taufstein erhielt einen neuen Platz beim rechten Seitenaltar.
Damit wurde die linke Seitenkapelle frei für die Statue "Unserer lieben Frau von Frischeck". Doch es wurden nicht nur künstlerische Maßnahmen ausgeführt. Es wurden auch neue Heizungsrohre verlegt, neue Elektroanlagen installiert und die Orgel grundlegend erneuert. Im Turm wurden undichte Stellen behoben und Gitterplattformen unter den Glocken angebracht. Als die Arbeiten pünktlich zum 23. Oktober 1988 beendet waren, hatte die Kirchenrenovierung ca. 1,9 Mio. Mark verschlungen. Von den Kosten trug die Diözese Passau zwei Drittel, während die Pfarrei Waldkirchen das restliche Drittel aufbringen mußte. Als die Kirche am 23. Oktober 1988 durch einen Gottesdienst wieder eröffnet wurde, konnte neben der gelungenen Renovierung auch der 40. Jahrestag des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg gefeiert werden.